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Self-Leadership Mindset: Wie du in dir eine gute Basis für Veränderungen schaffst

Manche Menschen gehen einfach geschmeidiger mit Veränderungen um als andere. Während der eine monatelang mit Miesepeter-Laune durch die Gegend läuft, sich über die böse Welt oder das Schicksal beschwert und darauf wartet, dass alles (wieder) gut wird, tänzelt ein anderer bereits Wochen später vor neuen Ideen sprühend über die Bühne. Ein Grund für den unterschiedlichen Umgang mit Change liegt in der Art begründet, wie wir uns selbst führen (oder nicht führen). Welche Ziele setzen wir uns? Wie motivieren wir uns? Wie beeinflussen wir unser Verhalten? In diesem ersten Blog-Artikel über Self-Leadership bespreche ich mit Ihnen, wie Sie eine gute Basis dafür schaffen, positiv und effektiv mit Veränderungen in Ihrem Privatleben oder im Business umzugehen.


Für viele Menschen schmecken Veränderungen immer ein wenig nach Verlust: nach dem Verlust des Status Quo. Da wird der Job wegrationalisiert oder das eigene Unternehmen geht den Bach hinunter; da trennt sich der Partner oder das Kind geht plötzlich und gefühlt zu früh eigene Wege. Wer von Ihnen mag es schon, wenn sich Ihr komfortabel eingerichtetes Leben von heute auf morgen und ohne Ihre Zustimmung verändert? Derartig radikale Veränderungen, mit denen die meisten von uns negative Gefühle verbinden, stören unser inneres und äußeres Gleichgewicht – unter Umständen sogar nachhaltig.


Doch nicht nur scheinbar negative Veränderungen haben es in sich. Manchmal kann es auch ganz schön bitter sein, wenn ein lang ersehnter Wunsch in Erfüllung geht oder man ein großes Ziel erreicht. Ich erinnere mich noch genau an die Zeit direkt nach meiner Promotion. Nach Jahren der Mühen und Entbehrungen, hatte ich es endlich geschafft: ich war promoviert! Eigentlich ein Grund, um überglücklich zu sein, oder nicht? War ich aber nicht, denn von einem Tag auf den anderen wurde ich in eine neue Lebensphase hineinkatapultiert, mit der ich mich vorher überhaupt nicht auseinandergesetzt hatte und für die ich weder Ziele noch Pläne hatte – zumindest keine, die ich in diesem Moment als attraktiv empfand. Das war 2014 und ich war damals in Stanford. Dort nannte man die Phase in der ich mich befand die „Dissertation Drought“, die Dissertationsdürre. Das traf es ganz gut und ich kann nur sagen, da war weit und breit kein Tröpfchen Wasser in Sicht!


Viva la revolución! Oder vielleicht lieber doch nicht?


Veränderungen müssen aber nicht immer so schwerwiegend sein. Es gibt im Grunde zwei verschiedene Arten von Veränderungsprozessen: revolutionäre und evolutionäre Prozesse. Über Revolutionen haben wir eben schon gesprochen. Der zweite Fall, der evolutionäre Wandel, schlägt sehr viel moderatere Töne an. Hier befindet sich unser Gleichgewicht selbst in einer ständigen Weiterentwicklung. Evolutionärer Wandel ist im Prinzip ein Veränderungsprozess mit ständigen, kleinen Veränderungen, mit denen wir unser Leben an die Umstände anpassen. Diese kontinuierliche Anpassung ermöglicht es uns unter Umständen auch, die Umstände selbst zu verändern. Wenn Sie sich also nicht sehr gerne von revolutionären Veränderungen überraschen lassen, hilft es, Ihre Sensibilität für die Dynamiken in Ihrer Umwelt zu schärfen. Wenn Sie Veränderungen im Außen früh wahrnehmen, können Sie sich antizipativ in die Zukunft hinein entwickeln – und sie vor allem proaktiv mit gestalten.

Eine meiner Klientinnen beispielsweise möchte sich beruflich weiterentwickeln. Die Branche, in der sie arbeitet, hat mit großen wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen. Ihr Job ist alles andere als sicher und gleichzeitig hat sie auch das Gefühl, nicht mehr mit vollem Herzen dabei zu sein. Jetzt könnte sie natürlich darauf warten, dass es „Bäng“ macht und sie ihren Job verliert, weil das Unternehmen sie nicht mehr bezahlen kann. In unserem Coaching jedoch hat sie einen anderen Weg gewählt: sie wird sich selbst durch einen evolutionären Veränderungsprozess hindurchführen, mit dem Ziel im Jahr 2020 in einem neuen Beruf zu arbeiten: in einem Beruf, der wirklich ihren Stärken und ihrer Leidenschaft entspricht. Das ist es, was ich mit antizipativem und proaktivem Verhalten meine. Meine Klientin wird zur aktiven Gestalterin ihrer Zukunft und dafür hat sie eine bestimmte Geisteshaltung angenommen.


Das Self-Leadership-Mindset


Neue Lebensphasen brauchen neue Visionen, neue Ziele und gegebenenfalls auch neue Verhaltensweisen. Um unser Verhalten zu verändern, haben wir vier Stellschrauben, an denen wir drehen können und sollten (Fishbein & Ajzen 1975):

  • Intention: Was ist Ihr Ziel? Wie möchten Sie handeln?

  • Einstellung: Wie denken Sie über Ihr Ziel? Wie bewerten Sie Ihr gewünschtes Verhalten?

  • Werte: Was sind Ihre Werte? Ist Ihr Ziel mit Ihren Werten konform?

  • Verhaltenskontrolle: Inwiefern haben Sie das Gefühl, dass Ihr Leben das Ergebnis Ihres Handelns ist?

Wie Sie gute Intentionen entwickeln und sich wertkonforme Ziele setzen werde ich in einem separaten Blog-Artikel thematisieren. Daher konzentrieren wir uns hier darauf, wie Sie mit Ihrem Mindset eine gute Basis für Self-Leadership über Einstellungen und wahrgenommene Verhaltenskontrolle schaffen können.


Verantwortungsübernahme: Sie sind da, wo Sie sich hingeführt haben!


Oftmals suchen wir die Gründe für missliche Lebenslagen im Außen. Für eine positive Selbstführung ist das absolut kontraproduktiv. Sie selbst sind die Person, die für Ihr Leben und Ihr Lebensglück verantwortlich sind. Dank Ihrer Entscheidungen und Ihrem Handeln, und übrigens auch dank Ihrer Nicht-Entscheidungen und Ihrem Nicht-Handeln, sind Sie dort, wo Sie sind. Wenn Sie dafür die volle Verantwortung übernehmen und gleichzeitig bereit sind, zu lernen und sich zu entwickeln, ist das eine wunderbare Voraussetzung dafür, sich selbstwirksam in eine neue Phase zu führen.


Selbstwirksamkeit: Sie haben das Zepter in der Hand!


Die Selbstwirksamkeitserwartung gilt in der Psychologie als der zentrale Schlüssel für einen positiven Umgang mit Change. Selbstwirksamkeit bedeutet, dass Sie selbst daran glauben, dass Ihre Taten wirkungsvoll sind, dass Sie selbst Ihr Leben lenken können und sie nicht etwa Opfer der Umstände sind. Sie sind der Gestalter Ihres Lebens und es ist immer Ihre Entscheidung, wie Sie mit guten und schlechten Dingen, die Sie entscheiden und die Ihnen passieren umgehen. Für Self-Leadership ist es wichtig, dass Sie in eine erwachsene, selbstwirksame Position gehen und das Zepter in Ihrem Leben selbst in die Hand nehmen.


Selbstdialoge: Checken Sie Ihre Gespräche mit sich selbst!


Sehr wichtig für Self-Leadership ist es, dass Sie positive Selbstdialoge führen und sich nicht etwa mental blockieren (Neff 2003; Neck et al. 1999). Negative Glaubenssätze und mentale Selbstsabotage können ein Erfolgskiller sein in Veränderungsprozessen. Auf der anderen Seite sind Optimismus und eine positive Lebenseinstellung sehr hilfreich für einen guten Umgang mit Change. Entwickeln Sie eine Sensitivität dafür, wenn sich ein Anteil in Ihnen (z.B. der Ängstliche oder die Überkritische) Ihrem Vorhaben entgegenstellt und fragen Sie sich, was dieser Anteil in Ihnen benötigt, um sich Ihnen nicht mehr in den Weg zu stellen. Genauso wenig wie Sie ein Opfer der Umstände sind, sind Sie Opfer Ihrer Gedanken und Gefühle. Daher werden Sie zum Gestalter Ihres Innenlebens und führen Sie freundliche, stärkende Dialoge mit sich selbst.


Durchhaltevermögen: Einfach mal den Popo zusammenkneifen!


Gerade für ungeduldige Menschen – ich weiß, wovon ich spreche – ist dies eine große Herausforderung: Veränderungen gehen nicht von heute auf morgen und fühlen sich auch nicht immer gut an. Das Gute ist, wenn Sie darauf vorbereitet sind, dass es auch unangenehme Episoden geben kann, fällt es leichter, auch Dürrephasen gut zu überstehen und an Ihrem Plan (z.B. einer neuen beruflichen Ausrichtung) festzuhalten. Hilfreich ist hier, wenn man den Veränderungsprozess visualisiert, so dass man das große Ganze im Blick behält. Mit meinen Klienten erarbeite ich, gerade bei essentiellen Veränderungsprozessen, eine Change Roadmap: hier unterscheiden wir zwischen verschiedenen Phasen des anstehenden Wandels (z.B. Inspirationsphase, Ideenphase, Handlungsphase), definieren Meilensteine und bauen auch „Oasen“ ein, um sich auf dem Weg zu stärken.


Flexibilität: Immer schön geschmeidig bleiben!


Manchmal können wir uns ganz schön mit unseren eigenen Zielen im Weg stehen! Zu konkrete Ziele, die keine Flexibilität erlauben und noch dazu außerhalb unseres Einflussbereichs liegen, sind kontraproduktiv in Veränderungsprozessen. Wenn Sie sich nach einer privaten Trennung unglücklich sind und ihr primäres Ziel darin liegt, den alten Partner zurückzugewinnen, kann es sein – je nach Hintergrund der Trennung, dass Sie sich selbst nur in umso größeres Unglück hineinführen. Daher gewähren Sie sich eine gewisse Flexibilität beim Start in neue Lebensphasen. Für den angeführten Fall könnte es beispielsweise sinnvoller sein, sich flexiblere Ziele zu definieren, z.B. im ersten Schritt wieder in Ihr Gleichgewicht zu finden und im zweiten Schritt in einer erfüllten Partnerschaft zu leben – wer auch immer der Partner sein mag.


Mehr dazu, wie Sie sich gute und attraktive Ziele setzen gibt es in Kürze auf meinem Blog. Bis dorthin, beteiligen Sie sich gerne an der Diskussion zu diesem Artikel auf LinkedIn und auf Instagram und tragen Sie sich hier für meinen Newsletter ein für kostenlose Tools und Inspirationen. In meinem kommenden Newsletter teile ich beispielsweise meinen Vortrag über Self-Leadership vom März 2019 im hub:raum Berlin.


Sie möchten Unterstützung bei persönlichen Veränderungsprozessen oder auf dem Weg in eine neue Lebensphase? Vereinbaren Sie ein kostenloses Informationsgespräch mit mir für ein Coaching oder einen Coaching-Workshop: mail@jessicadibella.de.


Literatur:

  • Di Bella, J. (2014). Unternehmerische Resilienz: Protektive Faktoren für unternehmerischen Erfolg in risikoreichen Kontexten. Dissertation, Universität Mannheim. Online.

  • Fishbein, M., & Ajzen, I. (1975). Belief, Attitude, Intention, and Behavior: An Introduction to Theory and Research. Reading, MA: Addison-Wesley.

  • Neck, C. P., Neck, H. M., Manz, C. C. & Godwin, J. (1999). “I Think I Can; I Think I Can”: A Self-Leadership Perspective Towards Enhancing Entrepreneur Thought Patterns, Self-Efficacy, and Performance. In: Journal of Managerial Psychology, 14(6), 477-501.

  • Neff, K. (2003). Self-Compassion: An Alternative Conceptualization of a Healthy Attitude Toward Oneself. In: Self and Identity, 2: 85-101.

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